Unsere Tage beginnen damit, dass wir mit D., mit dem ich mich sehr verbunden fühle, ins “Warehouse” gehen und die Sachen, die im “Shop” fehlen, vorbereiten. Es ist derzeit ein großes Chaos aus Jacken, T-Shirts, Pullovern, Hosen und allem Möglichen. Gleichzeitig ist auch schon Ordnungsarbeit passiert und das wird auch weiterhin eine Aufgabe sein. Mehr Regale bauen, damit wir uns dort leichter organisieren können. Was derzeit richtig viel fehlt, sind Schuhe Gr. 41-43. Heute hat es zu schneien begonnen. Wenn Leute probieren, aus dieser Sackgasse hier weiterzugehen und “on the Game” gehen – sprich, die Grenze überqueren – dann kommt es immer öfter vor, dass die kroatische Polizei  mit Gewalt “pushbacks” macht und dabei die Schuhe und Jacken der Menschen verbrennt, ihnen die Handys kaputt macht und das Geld wegnimmt.

(Momentan hängen ca. 800 Menschen in Velika Kladusa fest. 600 davon sind in einem anscheinend furchtbaren Camp untergebracht. Dort sind alle in einem großen Raum zusammengepfercht, ohne Rücksicht auf die Spannungen der unterschiedlichen Menschen. Damit kommt es dort vermehrt auch zu Auseinandersetzungen, da die Zustände unerträglich sind. Doch davon die nächsten Tage mehr…)

Nachdem wir alles zusammengesucht haben, packen wir es in ein Auto und fahren die paar Minuten ins “Restaurant”. Dort kochen ein paar bosnische Herren seit Monaten für Alle. Von 12 bis 13 Uhr gibts Essen und der Raum ist gerammelt voll. Eine von uns hilft beim Abwasch.

Im unteren Bereich der Räumlichkeiten ist der “Shop”. Dort können Menschen, die sich davor registriert haben,  neue Klamotten aussuchen. Ein Ansatz ist dabei, dass sie selbst aussuchen können und sich die Zeit dafür nehmen können, um auch ein bisschen Würde zu spüren. Das zu gewährleisten ist ein organisatorischer Akt, der, wie ich finde, ganz gut gelingt. Es wird so gehandhabt, dass oben Nummern verteilt werden und immer nur 3 Leute im Shop sind. Die bekommen von den Leuten unten Unterstützung und “Stilberatung”:)

Zwischen 14 und 17 Uhr ist der Shop geöffnet. Danach soll es in der Gegend rund ums Restaurant auch wirklich ruhig werden, da sonst die Polizei kommt und die Nachbarn ungemütlich werden. Kürzlich kam es schon vor einem anderen Unterstützungsraum zu Übergriffen seitens von Nachbarn.

Nachdem die Räume wieder sauber gemacht worden sind, waren wir die letzten zwei Tage richtig fertig. Das Einzige, was wir noch schafften, war Fertigsuppe und Käseburek essen. Und dann völlig erschöpft ins Bett fallen.

Verfolgt von den Geschichten der Menschen, den Eindrücken der Tage zuvor, voller Entsetzen über unsere Welt und die Grausamkeit darin. Begleitet von praktischen Überlegungen, wie wir Dinge weitergestalten können, Fragen über Fragen in viele Richtungen suchen wir uns den Weg durch die Träume um am nächsten Tag wieder aufzuwachen und sich auf einen neuen Tag voller neuer Begegnungen, Geschichten und Widersprüche einzulassen.